Bullerbü für alle

Vor ein paar Tagen bin ich das erste Mal über das neue Buch von Lars Mandelkow gestolpert. „Der Bullerbü-Komplex“ ist der Titel. Es geht wohl darum den hohen Ansprüchen, beziehungsweise dem Idealbild aus Bullerbü, Lebewohl zu sagen und sich nicht unter Druck setzen zu lassen. Ich hatte noch keine Gelegenheit es zu lesen, aber es hat mich bewegt, denn den Gedanken „Bullerbü für alle“ finde ich eigentlich wunderbar.

So wunderbar, dass wir ihn als Ehepaar zu unserer Vision gemacht haben (Danke, „OKR für Paare„!), auch genannt „Eine Welt ohne Egoismus“, denn so kommt einem auch Bullerbü vor. Ich wollte schon länger etwas zu unserem Bullerbü-Gedanken schreiben und daher nutze ich jetzt die Gelegenheit um dich mit hineinzunehmen.

Herkunftsgeschichte

„Bullerbü für alle“ war eine Überschrift in dem Buch „Slow Family“ von Julia Dibbern und Nicola Schmidt. Als ich das las hüpfte mein Herz. Ja! Das ist es! Was für eine tolle Vorstellung und Wunsch. Denn ich finde schon, dass einige Teile davon gut ins Heute übertragen werden können. Das muss nichts mit Druck zutun haben, sondern kann auch auf Bodenständigkeit und Offenheit hinauslaufen …

Ausschnitt aus dem Buch „SlowFamily“

Für mich bedeutet Bullerbü, das Kinder aus der Nachbarschaft zusammen spielen und ja, auch ein stückweit die Welt zusammen entdecken. Das man sich gegenseitig unterstützt indem man zum Beispiel Jemandem etwas vom Einkaufen mitbringt oder wenn man zum Schuster, alias Post, geht etwas für Jemand anderen mit abgibt. Das die Kinder Laufgemeinschaften in die Schule haben, gemeinsame Aktionen gemacht werden und die Eltern auch mal entspannt mit draußen sitzen. Klingt utopisch? Nach Bullerbü aus einer alten Erzählung? Ja; aber das ist auch meine Nachbarschaft. Genau so und ich finde es herrlich! Es gibt auch mal Knatsch und die Kids können sich mal nicht ausstehen, aber das gibt es in Bullerbü auch und das gehört dazu.

Ich verzichte gerne auf ein eigenes Häuschen mit Garten, wenn mir das Gemeinschaft schenkt. Wenn ich dafür die Kinder nur rausschicken muss und sie Jemanden zum Spielen haben, auf Bäume klettern, Fussball spielen oder zusammen Müll einsammeln. Dafür dass mir Jemand aus dem Haus anbietet etwas beim Einkaufen mitzubringen, weil sie mitbekommen haben das ein Kind krank ist. Oder man der Nachbarin das Babyphone in die Hand drücken kann um schnell ein anderes Kind abzuholen, während das Kleinkind noch Mittagsschlaf macht. Das ist für mich Lebensqualität.

Unsere Vision

In unserer Vision geht es aber nicht nur um Nachbarschaft. Mir ist bewusst, dass wir hier großes Glück hatten mit unserem Fleckchen Erde auf dem wir wohnen dürfen. Solche Nachbarn kann man sich an vielen Orten nur herbeisehnen (oder -beten …). Vielleicht wäre das aber auch gar nicht dein Ding und du liebst es zurückgezogen. Tatsächlich haben wir davor in einer Kommune mit einem Ehepaar und zwei Freundinnen gewohnt. Das war eine große Traumerfüllung in einem 10-Zimmer-Haus mit großem Garten und Hühnern. Leider lief es anders als gehofft und so sind wir in unsere jetzige Wohnung gezogen. Hier haben wir mehr Gemeinschaft als damals mit unseren direkten Mitbewohnern, mit denen wir alles geteilt haben, außer unser Schlafzimmer.

Es geht auch darum Egoismus zu überwinden. Das es auch wichtig ist wie es Anderen geht und was ich dazu beitragen kann. Wenn wir uns das neben Business und Selfcare alle etwas mehr zu Herzen nehmen würden, sähe unsere Welt um einiges mehr nach rosarot, als nach grau aus.

Als die Brandkatastrophe in dem Flüchtlingslager Moria um die Welt ging haben sich viele dazu geäußert und Stellung bezogen. Mich hat dabei Elena Schulte beeindruckt die meinte, sie kann nicht die Welt retten, aber sie kann ganz viel in ihrem Umfeld bewegen. Sie kann und wird sich vornehmen ihren Mitmenschen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, mehr Anteilnahme an deren Leben, mehr Unterstützung geben wo es ihr möglich ist. So ein Denken meine ich. Wenn jeder ein bisschen mehr auch auf die Menschen um einen herum achtet, hätten wir ganz viel gewonnen. Nicht nur an Achtung …

Ganz konkret

Wie würde dein Bullerbü aussehen? Was könntest du in der kommenden Woche tun um dir ein bisschen Bullerbü ins Familienleben zu holen und nach draußen zu tragen?

Zum Beispiel in der Nachbarschaft, bei den Kollegen, Klassenkameraden der Kinder oder Kindergartenfamilien … Siehst du irgendwo eine Not bei der du helfen könntest?

Hier ein paar Ideen:

Was fällt dir noch ein? Lassen es uns gerne in den Kommentaren wissen. Wenn du das Buch von Herrn Mandelkow liest bin ich auch gespannt wie du es findest. 🙂

Ich hoffe Jede/r findet ein bisschen Bullerbü in seinem Leben. Kann mal die Füße baumeln lassen, findet Menschen mit denen man zusammen die Ernte einfährt – was auch immer das bei dir sein mag – und (er-)lebt etwas heile Welt. Für uns bleibt es unsere Vision dazu beizutragen das Menschen genau das spüren und es auch an andere weitertragen.

2 Kommentare zu „Bullerbü für alle“

  1. Liebe Sonja,
    Wie immer sehr schön geschrieben!
    Ich finde deinen Artikel sehr inspirierend und sehne mich manchmal selber nach so einer guten Gemeinschaft.
    Das Buch von Herrn Mandelkow lese ich gerade und gebe es dir gerne wenn ich fertig bin.. ich finde es sehr gut. Es nimmt Druck raus und lenkt den Blick aufs wesentliche!

    Fühl dich umarmt!!

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