Plädoyer an die Hausfrau

Den Begriff „Hausfrau“ mag ich nicht besonders. Er klingt für mich nach Morgenmantel und fettigen Haaren, nach „Frau an den Herd“ Parolen und ähnlich unschöne Dinge. Im Englischen heißt es „stay at home mom“, eine Mutter die zu Hause bleibt. Klingt weniger nach einem Stempel den man aufgedrückt bekommt und mehr nach Realität und Alltag.

Im Februar geht nach drei Kindern meine Elternzeit zu Ende. Das heißt ich war neun Jahre am Stück „daheim“. Ein Jahr habe ich davon im HomeOffice für meinen Verlag gearbeitet, da meine Abteilung für diesen Zeitraum Unterstützung brauchte. Ich hatte das Gefühl mit einem pflegeleichten Baby das nebenbei meistern zu können. Nun stand ich Ende November vor der Entscheidung entweder zu meinem Verlag zurückzugehen oder mich davon ganz zu lösen.

Das bringt mich neu zum Nachdenken. Warum bin ich daheim? Reicht es irgendwann? Was will ich beruflich machen? Mache ich es nur für das Geld, aus Überzeugung, zum Zeitvertreib?

HomeOffice Erfahrung

Wir haben den Luxus dass wir nicht auf ein Zweites Gehalt angewiesen sind. Daher kann ich mir diese Fragen ganz frei stellen. Durch meine Zeit im HomeOffice habe ich gemerkt welche Dinge liegenbleiben, wenn ich 6 Stunden in der Woche für meine Arbeit investiere. Wir hatten in der Zeit extra eine Putzfrau die zwei Stunden in der Woche alles grundreinigt. Dennoch blieben vor allem soziale Kontakte auf der Strecke, alle Extras die für mich das Leben bunter und fröhlicher machen konnte ich mit drei kleinen Kindern kaum noch in unseren Alltag integrieren. Es waren nur 6 Stunden, aber ich arbeitete ausschließlich wenn die Kleine tagsüber schlief oder Abends wenn alle im Bett waren. Diese Zeiten waren aber die einzigen Stunden am Tag in denen ich was für mich machen und meine sonstigen Angelegenheiten angehen konnte.

Unabhängig von diesem Realitätscheck vor drei Jahren im HomeOffice habe ich mich für die Kündigung entschieden. Auch wenn meine Kinder jetzt größer sind und in Kindergarten und Schule gehen brauchen sie Zeit, brauchen sie mich. Als wir vor kurzem einen Kurs für Bereitschaftspflegeeltern gemacht haben fragte eine Frau ob man auch mit Pflegekind als Pflegemutter berufstätig sein könnte. Darauf meinte eine Mitarbeiterin vom Jugendamt: „Lassen Sie mich es so sagen. Alle Kinder brauchen Eltern die Zeit haben. Und Pflegekinder brauchen noch mehr Zeit.“ Ja, Kinder werden selbstständiger aber dafür brauchen sie dann in anderen Punkten mehr Unterstützung.

Kennst du den Spruch „Kleine Kinder, kleine Sorgen. Große Kinder, große Sorgen.“? Ich halte nicht viel vom Sorgen machen, aber die Themen werden einfach umfangreicher. Dann geht es nicht darum die Tasse nicht auf den Boden zu werfen oder beim wickeln liegen zu bleiben. Es geht um Kinder-Freundschaften die sehr emotional mitreißend sein können.; um das ausbalancieren von nachmittaglichen Aktivitäten, um Hausaufgaben die man nicht versteht und so weiter.

Was passt für mich?

Es gibt sicher Frauen die das trotzdem gut wuppen, für die es passt wenn die Kinder in Betreuungen gehen, die Kinder sich wohl fühlen und man als Mama einfach Bock hat weiter berufstätig zu sein. Das ist völlig in Ordnung. „More Power to you“ wie Bobby Houston sagen würde. 🙂 Und es gibt inzwischen sehr viele Modelle wie man sich die Erwerbstätigkeit mit Hilfe vom Partner, Großeltern und Co. gut einteilen kann. Gott sei Dank werden auch viele Arbeitgeber immer familienfreundlicher.

Dennoch habe ich das Gefühl, dass man sich immer mehr „verteidigen“ muss wenn man zufrieden ist sich als Mama zu 100% daheim einzusetzen. Das man Gewiss sein darf in diesen Jahren nicht sein Leben zu verpassen, sondern das man in etwas sehr wertvolles investiert. Das diese wichtige Aufgabe voll ausgeschöpft werden darf und es sich lohnt. Wer sagt einem das? Ich. 🙂 Und falls dir die Ideen ausgehen was du daheim eigentlich machst und warum überhaupt, kann ich dir sehr eine MamaHerzGruppe ans Herz legen. Es gibt so viele Möglichkeiten sich den Mamaalltag schön zu gestalten!

Die Tage sind lang, aber die Jahre kurz.

Sprichwort

In der aktullen Situation mag es einem vorkommen als würde man nie wieder aus diesem Alltagstrott rauskommen und alles drehe sich für den Rest des Lebens um die Kinder. Aber es gibt auch entspanntere Phasen und rückblickend geht die Zeit sowieso zu schnell vorbei. Eine liebe Freundin erwähnte mal nebenbei, dass es ja vielleicht 20 Jahre sind in denen Kinder bei einem daheim wohnen und den Rest deiner Lebenszeit bist du wieder kinderfrei. Ich habe schon fast die Hälfte dieser Zeit rum und es liegt noch soviel vor mir auf das ich mich freuen kann mit den Kids. Soviel was ich ihnen noch mitgeben möchte …

Was bleibt?

Wenn ich nicht mehr einem Beruf nachgehe, heißt das nicht gleichzeitig das ich mich voll für meine Kinder aufgebe. Für meinen 30. Geburtstag hatte ich mal meine bisherigen Rollen zusammengefasst. Das ein oder andere geht und neues kommt dazu. Für mich ist die Rolle „Angestellte“ erstmal weg, aber es bleibt trotzdem noch einiges was mich ausmacht und wo ich Aufgaben habe …

Es entstresst mich sehr daheim sein zu können. Immer wieder kommen Vormittagstermine mit rein für den Kindergarten, Kieferorthopäden oder ähnliches und ich habe die Freiheit dem nachzugehen. Muss keinen Chef fragen, Meetings verschieben oder irgendwohin zu spät kommen. Ein Kind ist mal krank und kann einfach daheim bleiben ohne ein Organisationsaufwand und ich selbst kann Arzttermine in Ruhe wahrnehmen und bei meinen MamaHerzGruppen dranbleiben. Den Haushalt am Vormittag so weit wie möglich abarbeiten um am Nachmittag Zeit für die Kinder und Aktivitäten zu haben. Daheim sein heißt nicht faul rumsitzen oder sich nicht selbst verwirklichen können. Es bedeutet sich Zeit zu nehmen für seine Kinder und Familie. Diese zeit möchte ich mir gerne nehmen.

Kennt ihr dieses Video schon? Ich finde es so cool, weil es einem unvoreingenommen zeigt … aber seht selbst.

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I love it.

Ich habe zwar gekündigt. Aber ich bin sicher nicht arbeitslos …

Mama sein ist für mich ein Vollzeitjob und ich bin dankbar ihn ausüben zu dürfen. Ich lese manchmal das Mütter die daheim sind bei Berufszeichnung ausfüllen „Managerin eines kleinen Familienunternehmens“. Das trifft’s doch ganz gut. Besser als Hausfrau. 😉

P.S.: Dies ist ein Plädoyer an die Hausfrau, an Frauen die daheim bleiben oder daheim bleiben möchte sich aber unter Druck fühlen doch wieder arbeiten zu gehen. Alle Mamas die arbeiten gehen, weil sie möchten oder das Geld brauchen sind genauso wertvoll in ihrer Mamarolle! Rock on!

11 Kommentare zu „Plädoyer an die Hausfrau“

  1. Du sprichst mir aus der Seele. Bin in der selbem Situation, im Februar ist meine Elternzeit zu Ende und werde auch weiterhin zu Hause bleiben bei den Kids. Und eine Mamaherz Gruppe habe ich auch 😉
    Alles Liebe
    Steffi

  2. Liebe Sonja, das ist wirklich ein ganz toller und wohltuender Artikel. Vielen lieben Dank für deine Worte, bei denen man spürt, dass sie direkt aus deinem Herzen kommen.

  3. Danke danke danke liebe Sonja für diesen tollen Text. Die Worte sprechen mir gerade voll ins Herz. Danke!. Das tat jetzt richtig gut.
    Bei uns hört man es grad öfter weil die Kleine im Februar in den Kindergarten gehen wird. Viele meinen ich werde direkt arbeiten gehen, setzen es voraus und sind verwundert das dem nicht so ist.
    Sonja du bist ein ganz wertvoller Mensch und dich macht so viel mehr aus als irgendein Stempel oder eine Schublade.

  4. Liebste Sonja, vielen Dank für diesen großartigen Beitrag! Es tut gut sich Gedanken zu machen und zu lesen, dass du mit deiner Entscheidung so klar und im Reinen bist! Das macht Mut, egal wie ich mich irgendwann entscheiden werde. Danke 😊 und für dich gilt: Du bist eine Powerfrau, super Mama, tolle Freundin, Schwester im Herrn, grandiose Ehefrau, echt, authentisch und für mich persönlich ein Vorbild in vielen Dingen!

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