Beziehung bauen als Priorität

Bei Tabeas und Lenas MamaHerzGruppen nehmen wir gerade ein Buch gemeinsam durch: „Mission of Motherhood„* (Die Mission vom Mamasein) von Sally Clarkson. Da es bisher nur im englischen Original erschienen ist, werden die Kapitel immer von einer Mama aufbereitet und bei unseren Treffen als Impuls und Austauschgrundlage weitergegeben.

Ein Thema hat mich besonders berührt, als es darum ging wie wir eine gute Beziehung zu unseren Kindern pflegen können. Im Alltagsgewusel gehen diese bewusste Begegnungen manchmal unter. Wir versuchen regelmäßig als Eltern mit #qualitytime auf jedes einzelnen Kind einzugehen. Ich werde darauf in einem eigenen Beitrag nochmal genauer eingehen. Aber um Beziehung zu pflegen gehört mehr dazu und dabei reicht es nicht unter einem Dach zu leben …

Gerne nehme ich dich mit zu diesen fünf Punkten die vielleicht auch dir helfen, den Fokus mehr auf Beziehung statt auf Erziehung zu legen …

  • Zeit und Verfügbarkeit
  • Akzeptanz und bedingungslose Liebe
  • Bestätigung und Ermutigung
  • Gnade
  • Beziehungstraining

Sally schreibt in ihrem Buch dass die Familie als stabile Struktur gedacht ist. Der sichere Hafen für jedes Familienmitglied und besonders für unsere Kinder. „Der Hunger nach Liebe, Annahme, Aufmerksamkeit und Akzeptanz ist ein tiefes Bedürfnis das nach Befriedigung sucht. Wir werden nicht aufhören danach zu suchen bis wir es finden.“ Wenn man daheim nicht fündig wird geht die Suche außerhalb dieses geschützten Rahmens weiter. Als Eltern sollte es unser Ziel sein auf diese Bedürfnisse einzugehen und ihnen bestmögliche zu begegnen. Damit legen wir wesentliche Grundsteine für ausgeglichene Kinder und später auch Erwachsene die beziehungsfähig sind und sich auch selbst lieben können.

Gerade bei mehreren Kindern im Haushalt sammeln sich auch einige Termine an. Arztbesuche, Sport, Hobbys, Freunde treffen und ähnliches füllen die Nachmittage aus und nehmen unsere Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch. Doch Sally betont die Wichtigkeit des zur Ruhe Kommens und den Austausch miteinander suchen.

Das können Dates mit jedem Kind sein, wie eine extra Qualitytime bei der man etwas schönes Zusammen macht und damit Türen öffnet für besondere Gespräche. Damit können wir Beziehung bauen und umso älter die Kinder werden desto wichtiger wird es dass sie uns als Ansprechpartner wahrnehmen der sich Zeit nimmt für sie. Die Zeitfenster in denen die Kinder selbst die Muse aufbringen über ihre Themen zu reden werden im Teenageralter immer kleiner. Daher ist es wichtig, dass wir gute Momente nutzen und uns darauf einlassen, auch wenn wir beschäftigt sind. Das sollen sie schon als Kleinkinder spüren dürfen. Damit meine ich nicht immer alles stehen und liegen zu lassen sobald ein Kind angetrabt kommt. Aber dennoch gibt es Situationen wo wir im Inneren merken es wäre dran sich 100% auf das Kind zu konzentrieren und uns Dinge davon abhalten. Dafür sensibel zu werden und uns die Zeit bewusst, auch aus dem Alltagstrubel, zu nehmen ist ein wichtiger Bausteine für eine gesunde Beziehung zu unseren Kindern. Sally geht so weit zu sagen es ist beides wichtig „Qualität UND Quantität“. Dabei geht es nicht um berufstätig oder nicht, es geht um die Zeit die zur Verfügung steht und wie wir sie nutzen.

Jordan und Bubba Page aus Utah, Amerika, erzählen immer wieder von ihrer „Tuck in time“. Sie haben sechs Kinder (und Zwillinge sind unterwegs) und um trotzdem auch Zeit für jedes einzelne Kind zu haben, darf immer im Wechsel ein Kind etwas länger wach bleiben. In dieser Zeit machen sie etwas ganz alleine mit Mama oder Papa. Das findet ganz unkompliziert daheim statt und kann auch nur miteinander etwas malen sein. Doch die Idee finde ich super und ist nur ein Beispiel wie Zeit und Verfügbarkeit auch im Alltag seinen Raum finden kann.

Vor kurzem zeigt die Bloggerin und YouTuberin Kristina Kuzmic ein Video von ihrem frischgeborenen Sohn der weinte und unruhig seine Händchen durch die Gegend wedelte. Kurz darauf sah man die Hände des Papas nach den kleinen Fingerchen greifen und sofort wurde das Baby ruhig und man sah die Entspannung. Die Message des Videos greift auch Sally im Buch auf:

Unterschätze nicht, was alleine deine Anwesenheit für positive Auswirkungen auf dein Kind hat.

Sally Clarkson

Du bist wichtig für dein Kind. Deine Anwesenheit ist wichtig. Danke für all die Zeit die du in jedes Kind investierst.

„Kinder sind kindisch.“ 🙂 Unreif, könnte man auch sagen. In unserer eher Erwachsenen fokussierten Gesellschaft ertappe ich mich auch manchmal dabei wie ich an meine Kinder hohe Ansprüche habe. Dann ärgere ich mich schneller und unfairer über Kleinigkeiten die nicht so laufen wie ich mir das wünsche oder vorstelle. Kennst du das?

Sally schreibt in ihrem Buch, dass ihr dieser Satz hilft ruhig zu bleiben und gnädiger mit ihren Kindern zu sein. Sie dürfen unerfahren sein, manchmal nerven und uns in Verlegenheit bringen. Lena brachte in unserer MamaHerzRunde ein Zitat aus dem Buch von Samuel Koch in dem er darauf hinweist dass es schließlich ‚Human being‘ (Mensch sein) und nicht ‚Human doing‘ (Menschen tun etwas) heißt. Es geht um die Persönlichkeit, nicht um das Verhalten. Jeder ist einzigartig und wir dürfen uns daran erinnern, dass bedingungslose Liebe heißt unsere Kinder anzunehmen in ihrer Unvollkommenheit, so wie wir auch von Gott angenommen sind.

Wie schon im ersten Teil beschrieben sucht jeder Mensch nach Akzeptanz. Wenn die Kinder vor allem Kritik ernten fühlen sich nicht nur weniger geliebt, sondern haben öfters auch Probleme sich selbst gut zu finden und zu lieben. Wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott sich jeden Menschen ausgedacht hat mit allen Stärken und Schwächen und wir von einem Reh nicht erwarten sollten sich wie ein Schmetterling zu verhalten, sondern die Unterschiedlichkeit feiern können.

Ich denke wir sind uns einig dass es erstrebenswert ist mehr Ermutigungen auszusprechen, als Kritik zu äußern oder zu korrigieren. Uns geht es ja selbst noch so, dass Bestätigung motiviert und negative Äußerungen uns den Stecker ziehen … Sally schreibt, dass es dabei vor allem um direktes und spezifisches Lob gehen sollte. Was genau war besonders oder dankenswert? Wo hat das Kind seine Stärken und wie äußert sich das? Wenn etwas noch nicht so gut klappt können wir motivieren weiterzumachen und an sich zu arbeiten. Das Lob sollte auf jeden Fall von Herzen kommen.

Ich erinnere mich noch an meine jungen Jahre wie ich verzweifelt war mich nicht definieren zu können. Wer ist denn diese Sonja? Für was steht sie? Durch bewusste, lobende Äußerungen können wir unseren Kindern helfen sich selbst positiv wahrzunehmen und als Person zu reifen die weiß was sie kann.

Sally beginnt diesen Teil des Kapitels mit einer Erzählung darüber wie sie sich bei ihrem Mann eines Abends beschwert hatte wie schlecht die Kinder an dem Tag auf sie gehört hatten. Darauf meinte ihr Mann: „Schatz, wann hast du aufgehört zu sündigen?“ Als sie sich beruhigt hatte (…), meinte sie er habe schon Recht. Wir sind auch nicht perfekt. Geben wir unseren Kindern Gnade zum wachsen, oder, weil ich Englisch so liebe: The grace to grow.

Das gnädig mit einander umgehen und vergeben, ist sicher ein starkes Werkzeug für eine gute Beziehung, nicht nur mit unseren Kindern.

„Es ist natürlich egoistisch zu sein, aber es ist übernatürlich nett und liebevoll zu sein.“ so zitiert Sally eins ihrer Mantras. Jetzt brauchen wir Superhelden! Kleine Superhelden die dazu beitragen unsere Welt ein bisschen besser zu machen. Gutes tun. Da ist die ganze Familie gefragt sich Gedanken um andere Menschen zu machen und um die Familienmitglieder: „Die anderen sind doch bestimmt durchgefroren und schlapp, wenn sie von der Wanderung zurückkommen. Lass uns für sie was backen und heiße Schokolade vorbereiten.“ „Unsere Nachbarin ist krank. Magst du sie fragen was wir ihr mitbringen können beim Einkaufen?“ Vorleben ist hier die beste Strategie.

Wie wichtig Beziehungen und Freunde in unserem Leben sind, merkt man vor allem in Zeiten wo wir von vorne anfangen müssen, z.B. wegen einem Umzug. Menschen brauchen aneinander. (Das ist auch ein Grund warum mir die MamaHerzGruppen so am Herzen liegen.) Es geht darum eine gute Beziehung zu unseren Kindern zu haben und dabei heißt es manchmal: Beziehung vor Erziehung. Und, sie beziehungsfähig zu machen. Ein guter Freund zu sein. Dieses Thema habe ich schon bei meinen beiden Großen … und es wird sicher noch viel intensiver.

Sally hat am Ende des Kapitels einen besonders schönen Satz geschrieben, den ich abschließend mit euch teilen möchte.

Freundschaft ist die Frucht der Zeit die man füreinander investiert.

Sally Clarkson

*Der Link bringt dich zu Amazon, da es dieses Buch nicht über den Autorenwelt-Shop gibt. Falls du mit dieser Erklärung nichts anfangen kannst, lese gerne am Ende dieses Beitrages nach.

2 Kommentare zu „Beziehung bauen als Priorität“

  1. Liebe Sonja, vielen Dank für das Teilen deiner Gedanken und diesen unglaublich wertvollen Beitrag. Gerade, wenn man als Mama noch ziemlich am Anfang steht, so wie ich, ist es großartig so tolle Menschen um sich zu haben, die einen, unter anderem, mit solchen Worten und Erfahrungen bereichern. Danke, dass alles, was ich noch Lernen muss, mit einem Vorbild wie dir so leicht sein kann!

    1. Hallo du Liebe,
      herzlichen Dank für deine wertschätzende Rückmeldung. Freut mich sehr, dass es dir in deinem Mama sein hilft! Genau so soll es sein … Gemeinsam das Abenteuer durchlaufen und sich gegenseitig unterstützen, zum Beispiel mit so einem Input. Alles Gute für dich!

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